Die neuen Netze des Reiches Gottes

„Wiederum gleicht das Reich der Himmel einem Netz, das ins Meer geworfen wurde und Fische von jeder Art zusammenbrachte“.

Mt.13,47

Wir leben in einer entscheidenden Zeit, vielleicht der letzten Zeit vor dem wirklichen Ende. Wie dem auch sei, auf jeden Fall geschehen in Deutschland und auch in anderen Ländern viele Dinge, die ich als wegweisend einordne.
Unübersehbar entstehen nicht nur in der Welt, sondern auch unter gläubigen Christen, überall im Land Beziehungsnetzwerke auf einer neuen Ebene. Und zwar nicht auf der lokalen Gemeindeebene, mit den Gebäuden und Programmen als Mittelpunkt und es sind auch nicht die überkonfessionellen Veranstaltungen, wo die neuen Verbindungen entstehen und Aktionen ausgeführt werden. Vielmehr gibt es da eine neue überregionale Ebene, die stark begleitet wird von virtueller Vernetzung durch die Nutzung des Internets. Die neuen Medien werden heute verstärkt auch von Personen genutzt, die für das Reich Gottes aktiv sind und einzelne, zerstreute Christen zusammenbringen. Ich bin überzeugt, Gott möchte in unserer Zeit solche Netzwerke zur Ausbreitung Seines Reiches nutzen. Die Dynamik und die Prinzipien, die dahinter stehen, stammen letztlich aus Gottes genialer Schöpfung und jetzt erst entdeckt sie der Mensch.

Dezentrale Steuerung
Alle Communities und Plattformen im Internet funktionieren dezentral, also ohne zentrale Steuerung und ohne einen hierarchischen Überbau. Vor einigen Jahren machte ein prägnantes Bild die Runde, das Wolfgang Simson nutzte: Es gibt „Spinnenorganisationen“ und „Seesternorganisationen“, sie sind sehr unterschiedlich und funktionieren nach verschiedenen Prinzipien. Wenn bei der Spinne der Kopf weggenommen wird, dann sterben alle anderen Körpterteile. So ist es auch bei vielen kirchlichen und wirtschaftlichen Organisationen unserer Zeit. Die neuen durch das Netz geprägten Unternehmen sind „Seesternorganisationen“. Sie haben keinen Einzelkopf, von dem aus der Organismus gesteuert wird. Jeder der fünf Arme kann weiterleben wenn er abgetrennt wird und bildet selbständig einen neuen Seestern. Die DNA der neuen Netzwerke gleicht der des Seesterns. Aus geistlicher Sicht ist sie apostolisch und entspricht dem Muster der fünf Dienste aus Eph. 4,11, in ihr lebt die Fülle der fünf Dienste, die multiplikativ weitergegeben werden kann.

Einzelne, die genügend Initiative entwickeln, schließen sich mit anderen zusammen. Diese Gruppen beginnen eine informelle Beziehung auf auf der Basis gemeinsamer Interessen – in unserem Fall ist es das Reiches Gottes. Die Verbindung untereinander wurde nicht organisiert sondern kommt durch freiwillige Kontaktsuche zustande, ein loses und virtuelles Netzwerk entsteht. Das Netzwerk erreicht eine gewisse Verbindlichkeit, wenn Einzelne bereit sind, ihr Potenzial für das gemeinsame Größere zur Verfügung zu stellen. Es entsteht dann ein geistlicher Ressourcepool für das Reich Gottes. Eine Zusammenarbeit beginnt, die nach einer anderen Ordnung abläuft. Sie ist ähnlich, wie die Ordnung in einem Fischernetz, mit dem Neue eingefangen werden können. Jedes einzelne Mitglied ist wie ein Knotenpunkt des Neztes und gleichbedeutend mit dem Gelenk eines Körpers. Es hält die Verbindung zu anderen Knoten und stabiliert damit das Netz. Wir sehen hier die Funktion des kooperativen Leib Jesu. Die Potenziale des Reiches Gottes können darin leichter erkannt und für das gemeinsame Ziel abgerufen werden. Die große gemeinsame Vison wird es sein, die Fülle der Gemeinde Jesu sichtbar zu machen und die Endzeiternte in einem großen Fischfang einzuholen. Jeder einzelne Knoten ist wie ein göttlicher Posten, der in Verbindung zu anderen ist. Extreme Belastungen und Bombardements der Finsternis können die Teamarbeit dieser Beziehungen nicht zerstören. Sie sind stabil und bringen eine neue Königreichsstruktur hevor, in der Stärke, Belastbarkeit, Sicherheit, Heilung, und Vertrauen hervorkommt. Das Netz ist nur so stark wie jeder einzelne Knoten und seine Verbindung.

Vernetzung
Normale Fischer verbringen viel Zeit mit dem Ausbessern und Reinigen ihrer Netze, denn diese sind für den Fischfang das Hauptwerkzeug in ihren Händen. Genauso müssen auch apostolische Arbeiter einen großen Teil ihrer Zeit mit der Pflege ihrer Beziehungen verbringen. Von der Kontaktaufnahme über die Kontaktauswahl, bis hin zur Netzpflege gibt es dabei viel zu tun. Ein großer Prozentsatz von dem, was bei einem Fischfang ins Netz geht, wird wieder ins Meer zurückgeworfen, weil es entweder von falscher Art oder von falscher Größe ist. Ebenso wird der apostlische Arbeiter in seinem Netz unerwünschte und nicht brauchbare Dinge fangen, von denen er sich nach gewisser Zeit wieder frei macht. Das Reich Gottes besteht aus vielen Beziehungsnetzen, die zusammen wieder ein großes Netz bilden. Das Reparieren und Reinigen dieser Netze ist wichtig, es ist gleichbedeutend mit der Heilung und Wiederherstellung von Beziehungen. Nur wenn die einzelnen Netze ausgebessert und gereinigt sind, können sie einen optimalen Dienst für das Königreich tun.
Das Markusevangelium berichtet in Kapitel 1, 19 wie Jakobus und Johannes als Fischer ihre Netze am Ufer des See Genezareth reparieren. Für diese Tätigkeit benutzt der griechische Urtext das Wort „katartizo“ (ausbessern, reparieren). Es gibt noch zwei weitere Bibelstellen, in denen dieses Wort vorkommt. Bei der einen geht es um den Jünger, der sein wird wie sein Lehrer, wenn er vollendet (wiederhergestellt und repariert) ist. Bei der anderen Stelle werden die fünf Dienste aus Eph.4,11 erwähnt, die Jesus der Gemeinde gegeben hat, um die Heiligen auszurüsten (ausbessern, reparieren).

Netzarbeit ist apostolisches Arbeiten
Wenn die Knoten des Netzes stabil sind und die Verbindung zu den anderen halten, wird das ganze Netz den Anforderungen dienen können. Deshalb muss es Leute geben, die sich voll in die Arbeit der Vernetzung und des Netzeflickens investieren. In der christlichen Arbeit heute muss diese Tätigkeit eine hohe Priorität haben, da sich ohne sie das Reich Gottes nicht weit genug ausbreiten kann. Damit verbunden ist die Notwendigkeit der Zusammenarbeit auf einer neuen Ebene, des Reich Gottes. In der sogenannten „überkonfessionellen Zusammenarbeit“ sind wir in den letzten Jahrzehnten an empfindliche Grenzen gestoßen und haben teilweise ein neue Art von Ökumene kreiert, die wieder auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners arbeitet.
Reich- Gottes- Netze sind anders, sie sind wahrhaft „über- unter- neben“ all den Denominationen unserer Kirchenlandschaft. Sie gehen einen eigenen Weg, außerhalb der Denominationen und ohne die üblichen Organisaionsmuster. Sie sind kreiert durch den heiligen Geist, man weiß nicht, „wo sie herkommen und wo sie hingehen“. Sie sind überspannend und nicht lokal installiert. Sie werden an verschiedenen Stellen des „offenen Meeres einer Nation“ von Gott ausgeworfen. Anders als die organisierten Beziehungsstrukturen der Gemeindeorganisationen sind sie fluid und aufs erste nicht sichtbar. Sie sind flexibel und überall im Einsatz. Sie bestehen aus vielen einzelnen Knotenpunkten und selbständigen Kleinnetzen, die auf Beziehungsebene Verbindung zueinander halten. Dadurch sind sie stark und schlagkräftig, sie operieren selbständig ohne menschliche, zentrale Steuerung.

Die Bildung von Dienstzentren
Nicht alle dieser neuen Netzwerke werden brauchbar sein, es wird auch „Strohfeuer“ geben, Netze, die sich nach kurzem wieder auflösen. Einige aber werden sich zu wahren apostolischen Netzwerken entwickeln, in denen die Ressourcen der Dienste aus Eph.4,11 in geballter Kraft sichtbar werden. Um wirklich synergetisch in die Gesellschaft hineinwirken zu können und nicht nur im virtuellen Raum zu bleiben, müssen sie ins reale Leben treten. Die Zeit ist reif für solche Initiativen.
Auf Dauer können solche Netzwerke nur dann effektiv sein, wenn es zur Entstehung von sichtbaren Dienstzentren kommt. Das sind „Plattformen“ für den Einsatz der Dienstgaben aus Eph.4,11, um in den Städten und Nationen in einer effektiven Weise zu wirken und alle Bereiche der Gesellschaft zu beeinflussen. Berufungen, Gaben, Fähigkeiten und Erfahrungen werden in ihnen für das Reich Gottes kombiniert, unterschiedliche Potenziale und Informationen werden ausgeschöpft.
Innerhalb einer Stadt werden sie den Gemeinden helfen, ihre Aufgaben im Reich Gottes bewältigen zu können. Ein Vorbild gibt uns Paulus in seiner Schule des Tyrannus, mit der er die Gemeinde in Ephesus, aber auch die Gemeinden im Umland unterstützt hat (Apg. 19,9).
Unsere Zeit bietet hervorragende Möglichkeiten zu Schaffung solcher Netzwerke, in denen die Arbeit im Reich Gottes vom heiligen Geist koordiniert werden kann. Sie sind beweglich und entwickeln sich organisch auf der Basis freiwilliger Beziehungen, ohne schwerfällige Organisationsstruktur. Es liegt in der Natur des Reiches Gottes, sich organisch und fast unbemerkt auszubreiten. Wie Jesus von dem Sauerteig sagt: „Das Reich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Maß Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert war“ (Mt.13,33). Der Sauerteig des Reiches Gottes ist vergleichbar mit dem Netzwerk. Das Wachstum geht von Person zu Person und durchdringt im Laufe der Zeit ganze  Völker.

Richard Schutty

(Die Bibelstellen sind der Rev. Elberf. Übers. Entnommen.)

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