Biblische Einheit, wie Paulus sie beschreibt

Stärkung für den Weg

Die Einheit des Geistes und die Einheit des Glaubens

                                        Eph. 4, 3-16

Paulus schrieb seinen Brief an die Epheser wahrscheinlich zwischen 60 und 70 n.Chr., also ziemlich spät in seinem Leben. Die Gemeinde in Ephesus zählt zu den ersten Gründungen und galt als Vorbild in der damaligen Welt. Was er an die Christen dort schrieb, können wir als modellhaft beschreiben – auch das, was er in Bezug auf die Einheit schrieb.

Paulus beschreibt zunächst sieben wichtige Kriterien, die zur Einheit des Geistes der Kinder Gottes gehören: Ein Leib, ein Geist, eine Berufung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe und ein Vatergott.

 

Ein Leib

Die Gemeinde ist der Leib Jesu, der nicht in einer menschlichen Organisationsstruktur abgebildet werden kann. Er ist eine geheimnisvolle, unsichtbare Größe, mit Jesus als Haupt und unzähligen Gliedern von Menschen, die zu Ihm gehören. Jeder Mensch, der umgekehrt ist und Jesus Christus als seinem Herrn nachfolgt gehört zur Gemeinde. Die Einheit, bzw. Zusammengehörigkeit aller ihrer Glieder kommt im Wesentlichen auf 3 Ebenen zum Ausdruck, der universellen Ebene (im Himmel und auf Erden), der nationalen, bzw. regionalen Ebene und der lokalen Ebene (Stadt, Ort). Konfessionen und Denominationen sind Gemeindezusammenschlüsse auf Ebenen, die von Menschen gemacht wurden. In der Apostelgeschichte lesen wir wiederholt, dass die Menschen nach erfolgter Umkehr und Taufe (der Gemeinde) „hinzugetan wurden“ (Apg.2, 41; 5,14). Das war keine Organisation, der sie sich anschlossen und kein spezielles Gebäude, das den Platz ihrer Zugehörigkeit ausdrückte, sondern der Heilige Geist fügte sie in übernatürlicher Weise dem Leib Jesu hinzu. Die eine, wahre Gemeinde ist der Leib Jesu, zu dem alle wahren Gläubigen gehören, egal wo und wie sie sich treffen.

 

Ein Geist

Im Gespräch mit dem Pharisäer Nikodemus betonte Jesus, dass nur der in das Reich Gottes kommt, der „aus Wasser und Geist geboren“ ist (Joh.3,5). Durch eine geistliche „Wiedergeburt“ wird der erlöste Mensch in eine neue, geistliche Dimension, bzw. in eine neue Daseinsebene eingeführt. Wie unsere Seele und unser Körper sich in der irdischen Welt bewegt, so findet der im Geist erneuerte Mensch Zugang zur neuen Welt Gottes. Er sieht und beurteilt dann die Dinge aus geistlicher und göttlicher Sicht, was für den natürlichen Menschen in der Seele nicht verstehbar und erfahrbar ist (1.Kor.2, 14).

Von ebenfalls „geistlichen Menschen“ kann er jedoch erkannt und verstanden werden.

Der Heilige Geist, der die Wiedergeburt bewirkt ist eins mit Jesus Christus und dem Vater im Himmel. Der Nachfolger Jesu lebt mit der Einheit des Geistes und mit Gott. Jesus betet für uns, dass wir diese Einheit des Geistes auch untereinander haben sollen. Als wahrhaft gläubige Christen sind wir alle in dem Heiligen Geist miteinander verbunden. Doch gibt es im Unsichtbaren auch andere Geister, die unter den Menschen aktiv sind und sich als christlicher Geist ausgeben, um die Heilgen zu verführen. Wer an der Verbindung im Geist zu Jesus festhält, wird die trügerischen Geister erkennen und nicht darauf eingehen.

 

Eine Berufung

Wer aus dem Geist neu geboren ist, weiß um die Zugehörigkeit zur Gemeinde und zu einer göttlichen Berufung. Zunächst ist diese allgemein und bezieht sich darauf, dass jeder Wiedergeborene Teil des  Leibes Jesu ist. Sodann ist sie aber auch  spezifisch, nämlich da, wo es um unterschiedliche Aufgaben, Gaben und Aufträge geht, die wir als Glieder am Leib Jesu bekommen. Zusammen mit allen anderen sind wir schließlich berufen, die Herrlichkeit Gottes zu preisen, Seine Werke unter den Menschen zu verkünden und ihnen zu dienen. Jesus gab uns das Gebot „Du sollst Gott lieben, mit allem was dir zur Verfügung steht und deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“. Damit beschrieb er die eine allgemeine Berufung, die für jeden gläubigen Christen und Nachfolger Jesu gilt.

 

Ein Herr

Als Jünger folgen wir dem einen Herrn Jesus und orientieren uns an Seinem Vorbild. Er hat uns ein bestimmtes Muster gegeben, wie Gott sich den Menschen vorstellt und ihn in seiner Gesamtheit geschaffen hat. Wie gut ist es, dass wir vier Evangelien haben, die uns das Leben Jesu aus vier unterschiedlichen Sichtweisen zeigen. Zusätzlich finden wir in den Schriften des Alten und Neuen Testaments viele Beispiele, die uns immer wieder das Muster unseres Herrn vor Augen führen und uns dementsprechend belehren. Inspiration, Instruktion und Orientierung für die Gemeinde sollen von Jesus und seinem  Wort allein ausgehen. Andere Quellen sind nachrangig und dürfen nicht die Richtung unserer Nachfolge und des Gemeindelebens bestimmen. Da müssen wir sehr aufpassen, denn es sind viele „falsche Christusse“ gestern und auch heute in die Welt ausgegangen. Das sind Menschen, die sich anmaßen, an der Stelle Jesu Christi Führung und Ausrichtung zu geben.

 

Ein Glaube

Alle Glaubensinhalte sind uns klar in dem Wort Gottes niedergeschrieben und zeigen uns das ganze Bild unseres dreieinigen Gottes und Seinen unumstößlichen Heilsplan. Das darf nicht zu Gunsten der anderen religiösen Vorstellungen unserer Welt verwässert oder verändert werden. Unser Glaube definiert nicht nur unsere Werte, sondern zeigt uns auch welche Wege und Bedingungen Gott für uns geschaffen hat, um uns zur erlösen und uns wiederherzustellen. Dieser eine christliche Glaube ist sehr klar definiert und statuiert. Über die Jahrtausende ist er fest und stabil geblieben und hat jeden sozio- kulturellen und politischen Wandel unverändert überdauert. Was die Nachfolger Jesu in den ersten Generationen geglaubt und gelebt haben, das gilt für uns auch heute noch.

 

Eine Taufe   

Wir haben unseren persönlichen Glauben an den Herrn Jesus und die Verbindung zu ihm durch die Taufe bestätigt. Diese Taufe ist ein sichtbares Bekenntnis unseres Glaubens vor der sichtbaren und der unsichtbaren Welt, das wir bei vollem Bewusstsein und Verständnis abgegeben haben. So, wie es schon die ersten Christen und sehr viele andere nach ihnen getan haben. In der geistlichen Welt sind wir in den Tod und in die Auferstehung Christi getauft worden,  d.h., wir waren geistlich tot und nun leben wir durch die Kraft Gottes. Wir bekunden damit, dass wir das stellvertretende Sühneopfer Jesu, das er für unsere Sünden gebracht hat, angenommen haben. Gott hat uns deshalb vergeben und uns reingewaschen.

 

Ein Gott und Vater

Unser Gott ist keine anonyme Kraft im Universum und nicht nur eine ursprüngliche Intelligenz, Er ist eine reale Person, zu der wir in Kontakt treten können. Mehr noch, bezeichnet ihn Jesus als unseren Vater. Wenn wir durch seinen Geist in das Reich Gottes hineingeboren wurden, dann können wir in eine lebendige Liebesbeziehung zum Vater im Himmel treten. Jesus hat gesagt, „Wer mich sieht, der sieht den Vater“, und „niemand kommt zum Vater, denn durch mich.“ Durch den Heiligen Geist sind wir in eine Beziehung zu Jesus und zum Vater getreten – wir sind Gottes Kinder und empfangen gute Gaben von Ihm.

 

Das sind 7 Pfeiler der Einheit des Geistes, die uns Gott gegeben hat. Wir brauchen sie nicht entwickeln, oder erarbeiten. Wenn wir Jesus nachfolgen und in dem neuen Leben mit Gott wandeln, dann haben wir die Basis dieser Einheit bereits bekommen. Notwendig ist nur, dass wir diese Einheit festhalten.

 

Weiter erklärt Paulus nun in Epheser 4,3-13, wie wir in die Einheit des Glaubens kommen. Hierfür beschreibt er einen Wachstumsprozess, der mit der Arbeit der 5 Dienste an uns beginnt. Diese sind von Gott gegeben, um die „Heiligen zum Dienst zuzurüsten, damit die ganze Gemeinde aufer(ge)baut werden kann. Ihr Dienst ist notwendig, um die unterschiedliche Ausrichtung und Größe des Glaubens der einzelnen Gläubigen zu berücksichtigen und sie auf ein gemeinsames Ziel auszurichten. Alles soll zusammengebracht werden, um die Werke des Glaubens in gemeinsamer Überzeugung und mit vereinter Kraft tun zu können. Damit sind nicht Glaubensinhalte gemeint, die zur Einheit des Geistes gehören, diese sollen natürlich identisch bleiben. Es geht hier mehr um das Vertrauen zu Gott, dass er mit uns in bestimmter Weise handeln will. Wir sollen die verschiedenen Visionen und Überzeugungen zusammenbringen und auf ein gemeinsames Ziel ausrichten, ohne dabei die Prinzipien der Einheit des Geistes (s.o.) zu vernachlässigen. Es darf nicht sein, dass wir eine Art Einheit zelebrieren, bei der wir die biblischen Grundwahrheiten aufgeben müssen. Das ist eine faule Einheit, eine Gleichmacherei, bei der die Einheit des Geistes aufgeben wird, weil es uns zu viel kostet.  Bei der Einheit des Glaubens geht es darum, dass wir uns in der Andersartigkeit ergänzen und trotz verschiedener Berufung, Begabung und Überzeugung dieselbe Glaubensausrichtung anstreben und für den Herrn zusammenarbeiten. Das wird uns nicht immer gelingen, es bleibt eine stetige Anstrengung und braucht Korrektur. Gott wird uns Gnade schenken, dass jeder als ein Teil des Ganzen in die Einheit hineinwachsen kann, bis die volle Reife des Leibes Christi sichtbar wird.

Richard

(Bibelstellen angelehnt an Rev. Elberfelder Übersetzung / Newsletter „Stärkung“ bestellen s. rechts)