Der neue Mensch

Stärkung für den Weg

„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung“.

Die Kirchen und Gemeinden von heute sind voll von Gläubigen, die nur einen äusseren christlichen Anstrich haben, aber innerlich nicht wirklich zur Neuheit durchgedrungen sind. Nur wenige haben den Durchbruch zum neuen Menschen dauerhaft erlebt. Die meisten sind am Anfang des neuen Lebens in Christus stehen geblieben. Freilich haben sie gut begonnen, wenn sie wirklich Busse getan haben von ihrem vorigen Lebenswandel, sie sind aber im Laufe der Zeit geistlich nicht weiter gewachsen. Oft war es so, daß mit dem Eintritt in die Gemeinde ihr geistliches Leben in eine religiöse und denominationelle Struktur umgeleitet wurde. Ja, sie sind überzeugte Christen geworden, die gelernt haben in der Gruppe zu beten, die Bibel zu lesen und die Richtlinien der speziellen Gemeinde zu folgen, aber sie sind keine wirklichen Nachfolger Jesu, keine echten Jünger, wie Jesus es in Mt. 16,24- 26 postuliert.

1. Die Prägung des alten Menschen
Jeder Mensch hat eine feste Prägung, wenn er zu Jesus kommt. Durch die Eltern, durch die Erziehung in der Schule, durch den gesellschaftlichen Einfluss und auch durch die eigenen Entscheidungen ist eine bestimmte Form und Festlegung entstanden. Diese Prägung ist sehr hartnäckig, die Entscheidung für Jesus Christus und die öffentliche Bekehrung allein können sie nicht auflösen. In den Gemeinden haben wir es immer wieder erlebt, wie Neubekehrte einen guten Start hatten und am Anfang das neue Leben spürbar und sichtbar war, doch im Laufe der Jahre schien die anfängliche Begeisterung gewichen zu sein. Der gewöhnliche Gemeindealltag nahm das junge Glaubensleben gefangen, jetzt ging es mehr um die Erfüllung der gottesdienstlichen Pflichten, um die Mitarbeit in der Gemeinde und um die Arbeit für Gott. Die Leichtigkeit vom Anfang war verblasst, die Gemeinde und das persönliche Glaubensleben wurde zu einem Teilbereich neben Privatleben und Berufsalltag. Die alte Prägung konnte sich auf allen Ebenen wieder durchsetzen und zum bestimmenden Element werden. Auch die alten Probleme kamen wieder und eigene Ambitionen und Fehlhaltungen konnten wieder dominieren.
Erfahrungen nicht nur in der Welt, sondern auch in der Gemeinde zeigen uns, dass alte Verhaltsmuster und Prägungen der Persönlichkeit des Menschen die Tendenz haben, sich immer wieder durchzusetzen. Auch eine Bekehrung und ein Neuanfang im Glauben an Jesus Christus sind keine Garantie, dass es nicht so kommt.

2. Veränderung und Transformation
Eine echte geistliche Transformation vom alten zum neuen Menschen ist nötig, damit sich das neue Leben in Christus entfalten kann. Das geschieht nicht in kurzer Zeit bei der Bekehrung und nicht durch die Aufnahme in die Gemeinde, es ist vielmehr ein geistlicher Wachstumsprozess, der seine Zeit braucht. Der Anfang dieser Veränderung ist sicherlich dann gegeben, wenn eine radikale Umkehr stattgefunden hat, die durch die Taufe besiegelt wurde. Insgesamt wird es aber noch eine längere Entwicklung sein, die nur dann fortschreitet, wenn die tägliche Verwandlung vom alten zum neuen Menschen stattfindet. In Röm. 12, 1-3 fordert Paulus die Gläubigen in Rom dazu auf, die Veränderung geschehen zu lassen. Nach den Worten des Apostel Paulus beginnt der wahre Gottesdienst, wenn wir unser Leben fortlaufend als lebendiges Opfer Gott zur Verfügung stellen und eine dauerhafte Veränderung durch eine beständige Sinneserneuerung zulassen. Eine solche Glaubenshaltung wird schrittweise zur Umgestaltung des alten in den neuen Menschen führen. Die Schrift benutzt hier das griechische Wort metamorfo, das bedeutet Metamorphose, Transformation, Verwandlung oder Umgestaltung. Es geht also nicht um eine einmalige Umkehr und um äußere Anpassung, sondern um ein tiefgreifendes Neu- und Anderswerden der Person. Die Entwicklung eines Schmetterlings zeigt uns einen Verwandlungsprozess in verschiedenen Stadien, der damit vergleichbar ist. Am Anfang ist da ein winziges Ei, in dem die ganze Genetik des neuen Wesens schon vorhanden ist. Aus dem Ei schlüpft eine Raupe, die sich in den kommenden Monaten mit Blätter richtig vollfrißt und immer fetter wird. Dann kommt die Zeit der Verpuppung, es bildet sich ein Kokon, äußerlich ist dann keine Aktivität mehr sichtbar. Sodann schlüpft zu einem bestimmten Zeitpunkt der Schmetterling in einer ganz neuen Gestalt. Er ist schön anzusehen und fliegt durch die Luft. Er ernährt sich nicht von Grünzeug, sondern vom Nektar der Blüten.
Wer in seinem Gaubensleben dranbleibt und die notwenigen Entwicklungstadien durchhält, der wird zu einem neuen Menschen, wie Gott ihn sich bei der Schöpfung gedacht hat. Am Anfang ist der Same des Wortes Gottes, der auf fruchtbaren Herzensboden fällt und aufspreißt. Zunächst ist dieses neue Leben gekennzeichnet durch viel Nahrungsaufnahme. Das Wortes Gottes ist die Speise und der Heilige Geist das notwendige Wasser. Lehre, Unterweisung, Seelsorge und Beratung sind jetzt wichtig, damit es zum beständigem Wachstum kommt. Dieses vorläufige Leben muss trotzdem noch eine Veränderung haben, damit sich daraus der neue Mensch in seinem Vollmaß bilden kann. Er ist dann wie der Schmetterling, der sich mit den Flügeln des Glaubens über die Erde emporschwingt, von Blüte zu Blüte fliegt und den Nektar der kommenden Frucht genießt.

3. Die Prägung in den neuen Menschen
Der Christ, dessen alte Prägung sich mehr und mehr auflöst wird zum echten Nachfolger Jesu, der wie ein Jünger aus Glauben lebt. Er ist dem Himmel nahe, wie der Schmetterling und nicht mehr der Erde, wie die Raupe, weil er den Sterbe- und Auferstehungsprozess in der Tiefe durchlebt hat. Sein innerer Mensch wird von Tag zu Tag erneuert (2.Kor. 4,16) und wird damit viel stärker, als der äußere. Er blickt mehr auf das Unsichtbare und Ewige, als auf das Sichtbare und Zeitliche. In Mt. 16,24-26 sagt Jesus, daß nur derjenige ihm nachfolgen kann, der sich selbst verleugnet und sein eigenes (altes) Leben verliert. Wer diesen Schritt vollzogen hat, der wird ein neues Leben von Gott erhalten. Das neue Leben ist anders als das alte, es ist bestimmt von der beständigen Ernuerung durch den Geist Gottes und nicht mehr durch die menschliche Natur, die mit dem Tod behaftet ist. Es zeigt eine besondere Tiefe und Qualität, die bei nicht vielen Christen zu finden ist. Oft sind das dann solche Gläubige, die von sich sagen, daß sie einen Ruf für die Mission für einen pastoralen Dienst verspüren. Wir meinen meist, das sind nur Einzelne und besonders Berufene, doch in Wahrheit ist es aber der Standard der Nacholge Christi, den uns die Bibel zeigt.
Vor vielen Jahren, als ich die bis dahin größten Probleme und Schwierigkeiten meines Lebens durchlitt, sprach Gott tief in mein Herz hinein: „ Was du durchmachst gleicht einem Schmelzprozess, bei dem deine alte Prägung vergeht. Im nächsten Schritt werde ich dich dann in das Bild Jesu hineingießen.“
Unsere Prägung gleicht die einer Münze, auf der das Bild der Welt eingedrückt ist. Sie ist fest und nicht zu verändern. Die Münze kann abgewaschen werden, oder in ein spezielles Wasser getaucht werden, zum Zwecke der Reinigung, sie glänzt dann wieder, aber die alte Prägung bleibt. Es gibt nur einen Weg, die Prägung aufzulösen, nämlich die Münze einzuschmelzen. Hierfür ist große Hitze notwendig. So ist es bei dem Bekehrten auch, wie die Münze kann er in das Wasser der Taufe getaucht werden, er wird äußerlich gereinigt, doch die Prägung beibt. Nur wenn diese unter großer Hitze zum Schmelzen gebracht wird, kann sie in ein neues Bild geprägt werden. Eine tiefgreifende geistliche Veränderung kann nur stattfinden, wenn unser alter Mensch nach und nach abstirbt, das heißt wenn er durch das, was mit ihm geschieht, eingeschmolzen wird. Jesus nimmt das flüssig gewordene Metall in seine Hand und formt eine neue Münze daraus, die er in sein eigenes Bild hineingeprägt.
Richard Schutty

 

(Die Bibelstellen sind der Rev. Elberf. Übers. entnommen.)

Wer Stärkung für den Weg als Newsletter erhalten will, kann das hier mit der Bestellform im rechten Balken tun.