Weihnachtskritik

Stärkung für den Weg

Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. (Johannes 3,16)

Weihnachten hat nicht nur christliche Wurzeln. Das Wort selbst kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutete ursprünglich „geweihte Nächte“. Es waren die dunkelsten und kältesten Nächte, um die Wintersonnenwende, in denen man besonders viele Lichter anzündete, um die Dunkelheit und die Dämonen zu vertreiben. Die frühe christliche Kirche feierte nicht die Geburt Christi. Brauchtum war es, den Tod von bekannten Heiligen zu feiern, und nicht ihre Geburt. Erst im fünften Jahrhundert bestimmte Kaiser Aurelian am 25. Dezember ein Fest zur Geburt Christi zu feiern. Er wollte damit den römischen Feiertag „Sol Invictus“, den Sonnenkult um die Geburt der Sonne zur Wintersonnenwende ablösen. In manchen Provinzen des römischen Reiches wurde am selben Tag auch der Geburtstag des Gottes Mithra gefeiert, der als „Sonne der Gerechtigkeit“ angebetet wurde.

Jesus Christus wurde nicht in der Weihnachtszeit geboren
In der Weihnachtsgeschichte in Lukas 2,8 wird erzählt: „Und es waren Hirten in selbiger Gegend, die auf freiem Felde blieben und des Nachts Wache hielten über ihre Herde“. Die Juden hatten damals die Gewohnheit, ihre Schafe während des ganzen Sommers auf offenem Feld zu halten. Doch zu Beginn der Regenzeit, etwa Ende September brachten sie ihre Herden wieder nach Hause in die Ställe. Auf den kalten und nassen Feldern konnten weder Hirten noch Schafe über Nacht bleiben. Daraus lässt sich ableiten, dass unser Herr sicher nicht in dieser Jahreszeit geboren wurde.

Die meisten Weihnachtsbräuche haben heidnische Wurzeln
Einige nordische Völker beteten den Gott Odin an, von dem man glaubte, dass er denen spezielle Gaben gibt, die sich dem „heiligen Tannenbaum“ nähern. Die Römer bekränzten um die Jahreswende ihre Häuser mit Lorbeerzweigen und zum Fest der Wintersonnenwende wurde im Mithras-Kult ein immergrüner Baum zur Ehre des Sonnengottes aufgestellt und mit roten Beeren geschmückt. Vom 17. bis zum 24. Dezember feierten die Römer zur Ehre des Gottes Saturn die „Saturnalien“. Das war die populärste und fröhlichste Feierlichkeit im Jahr, wo man sich einander beschenkte und Sklaven am eigenen Tisch bediente. Es war das Fest der Fülle und der geernteten Gaben, ein Symbol für die Belohnung nach der harten Arbeit des Jahres.
Auch die Bibel spricht in Jeremia 10,3- 4 von heidnischen Bräuchen, bei dem Bäume im Haus aufstellt und mit Gold und Silber geschmückt wurden.

Die Entstehung unserer Weihnachtstradition
Wie wir heute Weihnachten feiern hat viel mit dem Nikolaus zu tun. Er ist eine authentische Person, die im 4. Jahrhundert als Bischof in Myra in der Türkei lebte. Mit 19 Jahren war er schon im Amt und hatte ein großes Vermögen geerbt, das er zum Wohl der Armen einsetzte. Bekannt ist die Geschichte von dem armen Vater, der für seine drei Töchter die Mitgift nicht aufbringen konnte und deshalb seine Töchter verkaufen wollte. Nikolaus nahm sich der Sache an und als die Mädchen nachts ihre nassen Socken zum Trocknen aufhängten, legte er je einen Goldklumpen hinein. Noch viele andere Geschichten über seine Mildtätigkeit und auch Wundertaten, trugen ab dem 6. Jahrhundert zu seiner Popularität bei. Ab dem 8. Jahrhundert wurde er in Italien verehrt und vom 10. bis 15. Jahrhundert erfolgte seine weitere Verbreitung im gesamten europäischen Raum.
Aber im Zuge der Reformation legte Martin Luther die übliche Beschenkung am Nikolaustag auf den Heiligabend, weil er den Nikolaus der Katholischen Kirche nicht verehren wollte. Der Evangelische Gabenbringer sollte nun der „Heilige Christ“ sein, so nannte er das Jesuskind. Daraus entstand später das engelsgleiche Christkind, das vom Himmel mit den Geschenken herabgeflogen kommt. Erst im 17. Jahrhundert entstand die Verbindung zur Geburt Jesu aus dem Lukasevangelium. Weihnachtliche Umzüge wurden in dieser Zeit populär, bei denen Maria, Josef und das Jesuskind durch die Straßen getragen wurden. Daraus entwickelte sich die Krippentradition. 1839 ließ der Waisenvater Johann Hinrich Wichern im „Rauhen Hauses“ in Hamburg erstmals einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen aufhängen – 19 kleine rote für die Werktage bis Weihnachten, vier dicke weiße für die Sonntage – der Adventskranz war erfunden. Im Laufe der letzten Jahrhunderte vermischte sich katholisches und evangelisches Weihnachtsbrauchtum immer stärker und hinzu kam noch der Weihnachtsmann als Symbolfigur weihnachtlichen Schenkens für die nichtchristliche Konsumwelt.
Die Idee für ihn gab es schon im 18. Jahrhundert in Deutschland (siehe Lied von H .v. Fallersleben), doch populär wurde er erst durch die Werbung von Coca Cola ab 1931. Ursprünglich kam er durch holländische und englische Einwanderer selbst aus Europa und zwar als Nikolaus der den Kindern beim Sinterklaasfeest die Geschenke bringt. Aus Sinterklaas wurde bald Saint Claus und schließlich Santa Claus, der heute als großer Verkaufsmotivator die Wirtschaft ankurbelt.

Weihnachtskonsum und Sentimentalität
Weihnachten wird als Fest des Schenkens, als Fest der Liebe, und als Fest der Familie gesehen. So wird es auch von den Medien vermarktet und die meisten steigen darauf ein. Kaum einer kann sich dem emotionalen und gesellschaftlichen Druck entziehen. Die anfänglich christliche Motivation ist größtenteils gewichen. Es geht um gute Gefühle und um Konsum und nicht um die geistlichen Dinge, umrahmt von Traditionen, an die man sich gewöhnt hat. Das muss zunächst nicht negativ sein, doch fehlt darin zu oft der Gottesbezug. Der Mensch, seine Geschenke und seine Bräuche stehen dabei im Mittelpunkt und nicht Gott.
Bei Weihnachten und auch bei anderen christlichen Feiertagen sollte uns bewusst sein, dass es sich nur um menschliche Überzeugungen und Kulturprodukte handelt und nicht um geistliches Leben. Es ist Brauchtum, das sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat und ebenso negative und falsche Anteile enthält. Nur im AT hat Gott seinem Volk bestimmte Festtage verordnet, die zur Ehre und zur Anbetung Gottes dienen. Das gibt es im NT nicht, da hat uns Jesus lediglich das Halten einer Tradition verordnet: Wir sollen einander lieben und das Brot in Erinnerung an Ihn brechen – und das nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern so oft es uns möglich ist. Paulus ermutigt uns, frei zu sein und je nach unserer Überzeugung, bestimmte Tage zu halten oder nicht zu halten. Wenn ich sehe, wie wenig die Weihnachtszeit mit meinem inneren Glauben zu tun hat, dann fällt es mir schwer darin eine echte Bedeutung zu entdecken. Für die meisten Menschen ist es reines Familien- und Kulturfest, losgelöst von einer geistlichen Bedeutung und angehäuft mit heidnischem Brauchtum.

Der Kern eines echten Christfestes
Wenn ich mir die wahre Geschichte vom Sankt Nikolaus zum Vorbild nehme, dann zeigt es mir das liebende und gebende Vaterherz Gottes und seine Barmherzigkeit für alle Armen und Schwachen. Das ist für mich ein guter Beweggrund, mit anderen in der Gegenwart Gottes zu stehen und Ihn zu feiern. Es erinnert mich an das, was in den vergangenen Monaten in der Flüchtlingswelle geschah. Wir hatten die Gelegenheit die Flüchtlinge, die in unser Land kamen zu beschenken. Zeitweise hatte ich das Gefühl, dass viele Deutsche sich wieder an ihre christlichen Wurzeln erinnert haben, wo es heißt „Geben ist seliger als Nehmen“. Es hat ihnen sichtlich Spaß gemacht, jene zu beschenken, die nichts haben. Sankt Nikolaus hatte als junger Mensch genügend Geld geerbt, um es an arme Kinder weiterzugeben. Auch wir Deutschen haben ein großes Erbe aus der jüngeren Vergangenheit, das uns Wohlstand gebracht hat. Darüber hinaus floriert die Wirtschaft wieder einmal und in der Staatskasse ist offensichtlich genug Geld – wenn ich unserem Finanzminister glauben darf – um zusätzlich eine Millionen Flüchtlinge zu versorgen. Ist es nicht ein Gebot Gottes, Flüchtlinge aufzunehmen und Arme zu speisen.
Wenn ich an den Nikolaus in Verbindung mit Weihnachten denke, dann erkenne ich darin einen Sinn, der mich zufriedenstellt. Was mir aber andererseits schwerfällt, wenn ich an die Menschen unserer übersättigten Gesellschaft denke, denen ich zu Weihnachten etwas schenken soll. Ich meine, dass die echte Not und Weihnachten zusammen gehören. Und die größte Freude kommt mir, wenn ich daran denke, dass Jesus für meine Sünde und für die Sünde der vielen Flüchtlinge gestorben ist. Natürlich musste er vorher als Mensch geboren werden, doch sein eigentliches Werk war es, dass er für diese verlorene Welt gestorben ist (Joh.3, 16). Es ist das Geschenk Gottes an uns. Es ist kein Geschenk, kein Dienst, den wir Gott bringen und kein Geschenk, das wir anderen geben, sondern Gott selbst hat uns beschenkt in seinem Sohn, und dieser gab sein Leben am Kreuz als Geschenk für uns.

Richard Schutty